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Fallbeispiel: Wenn Angst die Liebe erdrückt …

Die Namen und einige Details dieser Geschichte wurden aus Gründen des Datenschutzes geändert.

Als Anna und Markus zu mir in die Praxis kamen, war die Stimmung zwischen ihnen angespannt. Anna wollte unbedingt an der Beziehung festhalten – „Ich liebe ihn doch“, sagte sie. Markus hingegen fühlte sich zunehmend eingeengt: „Ich habe das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Ich verliere mich selbst.“

 

Schon beim Zuhören war spürbar: Hinter dem Konflikt stand mehr als nur Alltagsstreit.

Die unsichtbare Klammer

Anna hatte Angst, allein zu Hause zu sein. Wann immer Markus das Haus verließ, wollte sie genau wissen, wann er zurückkommt. Am liebsten wäre sie überall mitgegangen – oder er wäre einfach gar nicht erst gegangen.

Für Markus fühlte es sich wie ein Käfig an. Seine Freiheit war eingeschränkt, und mit der Freiheit schwand auch seine Liebe.

Doch die Angst von Anna hatte eine tiefere Ursache.

Schatten aus der Vergangenheit

Die beiden waren ein Paar geworden, während Markus noch verheiratet war. Seine erste Ehe mit Sabine war längst brüchig, doch die Trennung erfolgte nicht in Frieden. Sabine fühlte sich verletzt und verraten, und sie versuchte, die neue Beziehung zu sabotieren.

 

In systemischer Sprache sagen wir: Die „alte Ordnung“ war nicht anerkannt. Schuldgefühle hingen in der Luft – bei Markus, aber auch bei Anna. Denn wer eine Partnerschaft „auf Kosten“ einer früheren Partnerin lebt, trägt unbewusst eine Last.

 

In der Sitzung konnte Anna innerlich zu Sabine sagen:

Ich sehe, dass ich Markus an meiner Seite habe, auf Deine Kosten. Bitte schau freundlich auf unsere Beziehung.“

 

Es war ein stiller, berührender Moment. Zum ersten Mal wich der bittere Geschmack von Wut und Schuld aus der Beziehung.

Der Schreck im neuen Zuhause

Doch eine zweite Schicht der Angst war noch nicht gelöst.

 

Anna erzählte, dass sie sich im Haus nie richtig wohlfühlte – obwohl sie und Markus alles renoviert hatten. Dann offenbarte sie eine Erinnerung, die sie bis dahin kaum jemandem erzählt hatte:

 

Während der Renovierung hatte Sabine noch einen Schlüssel. Eines Tages, als Anna gedankenversunken im Wohnzimmer saß, stand Sabine plötzlich hinter ihr. „Da bist du ja“, sagte sie leise. Kein Schimpfen, keine Drohung – und doch ein Schock, der Anna bis ins Mark traf.

 

Seit diesem Moment hatte sie nie mehr das Gefühl, allein im Haus sicher zu sein. Ihr Nervensystem war in Alarmbereitschaft. Und genau diese Angst band Markus fest an sie.

Der Weg zur Befreiung

In unseren Sitzungen erzählte Anna diese Szene immer wieder – mit allen Details, mit allen Gefühlen. Ich hörte zu, ließ ihr Raum und Zeit. Mit jedem Erzählen verlor der Schreck seine Macht. Der Körper konnte das Geschehen endlich verarbeiten.

 

Nach einigen Wiederholungen passierte etwas Entscheidendes: Die Angst verschwand. Anna konnte wieder allein im Haus sein, ohne Herzrasen, ohne das Gefühl, beobachtet zu werden.

 

Für Markus war es eine Befreiung. „Endlich kann ich wieder ich selbst sein“, sagte er. Und für Anna bedeutete es, ihrem Mann nicht länger Ketten aus Angst anzulegen.

Die Botschaft dahinter

Dieses Fallbeispiel zeigt: Oft sind es alte Verstrickungen oder kleine, aber prägende Schockerlebnisse, die eine Beziehung blockieren. Sie wirken unsichtbar, doch sie können enorme Kraft haben.

 

Die gute Nachricht: Es ist möglich, diese Lasten zu lösen – systemisch, achtsam, Schritt für Schritt.

Liebe und Freiheit müssen sich nicht ausschließen.

 

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