Im Streit wissen wir nicht was wir tun
Die meisten von uns kennen es, wir tragen unserem Partner, unseren Kindern oder anderen Menschen, mit denen wir in Beziehung stehen, etwas, das uns verletzt hat, nach. Die einen kürzer, die anderen länger.
Was passiert, wenn wir dies tun? Wir halten das, was uns verletzt hat, fest und füttern es mit Energie. Wenn wir wieder etwas Ähnliches erfahren, sind wir auf Draht und reagieren schneller. Womit? mit Abwehr oder Rückzug. Hat dir dies schon einmal geholfen dich besser zu fühlen, oder die Beziehung zu festigen? Übrigens reagiert so auch unser Immunsystem. Manchmal nimmt es eine Polle persönlich und reagiert darauf mit heftiger Abwehr. Es erinnert sich an das letzte Mal und reagiert dann früher und stärker darauf. Kommt dir diese Reaktion in Bezug auf eine deiner Beziehungen bekannt vor? Wenn es wichtig ist, sich gegen eine reale Bedrohung zu wehren, ist diese angelernte Maßnahme sinnvoll. In Bezug auf Meinungsverschiedenheiten oder verbale Angriffe gleicht diese Reaktion eher einer Autoimmunerkrankung. Indem du dich gegen deinen Partner wehrst, greifst du dich selbst an. Jede Form der Aggression, die kein nützliches Ziel hat, ist destruktiv für alle Beteiligten.
Was wir verlernt haben
Im Falle eines Streits ist es das Beste, wenn wir uns so verhalten, wie wir es als kleine Kinder taten. Kannst du dich vielleicht erinnern, wie es war, als dich ein anderes Kind im Sandkasten gestoßen hatte, oder hast du es bei deinen eigenen bzw. anderen Kindern erlebt? Kinder wehren sich kurz oder nehmen es hin, dann vergessen sie es wieder nach kurzer Zeit. Dieses Vergessen ist eine gesunde natürliche Eigenschaft, die wir alle einmal innehatten. Dann lernten wir von den Großen etwas anderes, und so verloren wir es.
Jetzt ist es an der Zeit, es wieder zu entdecken. Mit Vergessen ist natürlich keine eingeschränkte Hirnfunktion gemeint oder so zu tun, als wäre etwas nicht geschehen. Das funktioniert nicht.
Hast du schon einmal bemerkt, dass du dich, unabhängig von körperlichen Problemen, in jedem Alter gleich alt fühlst? Es ist etwas Unbestimmtes und es fühlt sich erwachsen und gleichzeitig jung an. Dies ist dein wahres Wesen, es ist das Unsterbliche in dir, manche nennen es höheres Selbst. Dieses Selbst ist dem Verstand übergeordnet und kann, wenn du es zulässt, Einsichten vermitteln und Probleme lösen. Der Verstand kann es nicht, da er nur ein Werkzeug ist, welches wir, wenn wir uns dessen bewusst sind, gezielt nutzen können.
Wie funktioniert das „Gute Vergessen“?
Schritt 1: Wenn es passiert ist. Du hast dich z.B. hitzig mit deinem Partner gestritten. Jetzt nutzt du die Abkühlphase, um dir bewusst zu machen, dass dieser Streit beiderseits nur einem Missverständnis folgte, ohne dass es bemerkt wurde.
Schritt 2: Wenn du wieder runtergekommen bist, übergibst du das Thema, die Emotionen und die dazugehörigen Gedanken deinem „Höheren Selbst“ zum Vergessen. Es ist die Instanz in dir, die das Ganze „entsorgt“. Ent – sorgen bedeutet in diesem Fall, du lässt deine Sorgen verschwinden.
Wenn ihr euch dann wieder begegnet, ist es ohne die Spannung der Vergangenheit.
Es funktioniert und ist ganz einfach. Du kannst in jedem Moment neu anfangen.
Ein Gleichnis
Es ist wie beim Müll. Wenn du Abfall in den Mülleimer wirfst und dann in die Tonne, wird er von den zuständigen Helfern entsorgt. Es ist jedoch wichtig darauf zu achten, dass du auf Dauer möglichst wenig Abfall produzierst. Dies wird z.B. mit Achtsamkeit und Präsenz erreicht. Im Falle der physischen Müllvermeidung gehst du bewusster mit dem Thema um, indem du darauf achtest, dass du Dinge kaufst, die umweltverträglich verpackt wurden. Beim Thema psychischem Müll ist es notwendig, die eigene Wahrnehmung auf eine bestimmte Art zu verändern, damit du bemerkst, was Gedankenmüll ist und was nicht. An diesen Beispielen kannst du erkennen, dass Achtsamkeit sowohl bei der physischen als auch der psychischen Müllvermeidung angebracht ist.
Präsenz
Präsenz ist eine innere Haltung, die es uns ermöglicht, etwas wahrzunehmen, ohne es vorher in eine innere Schublade zu stecken, d.h. ihm aufmerksam und ohne Vorurteil zu begegnen. Hierbei sind wir in der Lage, ohne vorprogrammierte Reaktionen zu handeln oder inne zu halten, bis sich eine Lösung zeigt oder sich die Situation von selbst verändert.
Wenn sich Streitsituationen häufen
Wenn die Schwierigkeiten, die Streit auslösen, immer wiederkehren, ist es an der Zeit Hilfe anzunehmen, denn wenn du das Problem erkannt hättest, wäre es gelöst. Jeder trägt seinen Teil zu einem Problem bei, und da sich die Schleife dreht, ist es an der Zeit, einen dritten außerhalb der Schleife hinzuzuziehen. Wenn du dies nicht tust, sorgt in der Regel ein Schicksalsschlag, eine Krankheit oder der immer größere Leidensdruck dafür, dass etwas Neues die Chance bekommt, in dein Bewusstsein einzufallen.
Zusammengefasst
Streit > räumlich trennen, bis sich die Emotionen gelegt haben > mach dir bewusst, dass immer nur Missverständnisse zum Streit führen > übergib das Ganze etwas Größerem (Höheres Selbst) in dir zum Vergessen.
Wenn du dies beherzigst, wird dein Leben leichter und deine Beziehungen friedlicher. Mit der Zeit werden immer weniger Streitsituationen entstehen. Du wirst eher bereit sein nach echten Lösungen für eure Missverständnisse zu suchen und sie finden. Wichtig ist noch zu wissen, dass jeder für sich, seinen Anteil am Geschehen mit oder ohne Hilfe klären muss, sonst gibt es keine Lösung.
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