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Die wahre Liebe – Was sie wirklich ist und was nicht

Wir sprechen so oft von Liebe – und doch meinen wir damit häufig etwas ganz anderes. Viele Partnerschaften beginnen mit einem Gefühl von Nähe, Verbundenheit und gegenseitiger Anziehung. Doch hinter diesem Gefühl stehen meist Bedürfnisse: gesehen werden, gehalten werden, Bestätigung bekommen, Sicherheit finden. All das ist menschlich. Aber es ist keine Liebe.

 

Viele sagen: „Ich liebe dich, weil du so hübsch bist. Weil du mich verstehst. Weil du dich um mich kümmerst. Weil du mich brauchst.“

Doch jedes „weil“ macht deutlich: Das, was ich Liebe nenne, hängt an einer Bedingung. An einer Eigenschaft. An einer Funktion, die der andere erfüllt.

 

Eigenschaften sind Äußerlichkeiten. Vorlieben.

Und Vorlieben wechseln – so wie Geschmäcker, Stimmungen und Lebensphasen sich verändern. Wenn mein Partner einen bestimmten „Vorteil“ nicht mehr bringt – wenn er mich weniger beachtet, sich verändert, überfordert ist oder selbst Wachstumsschritte macht – dann verändern sich auch meine Gefühle. Plötzlich scheint weniger da zu sein. Oder gar nichts mehr.

 

Viele Paare landen genau an diesem Punkt in der Krise: wenn aus Vorlieben Enttäuschung wird und aus Enttäuschung Streit. Doch hier öffnet sich auch ein anderer Weg: der Weg zur wahren Liebe.

Was wahre Liebe wirklich ist

Wahre Liebe ist keine Emotion.

Sie ist nicht romantisch.

Sie ist nicht abhängig von Eigenschaften oder Verhalten.

 

Wahre Liebe ist eine Wahrnehmung.

 

Es ist das Erkennen des Anderen jenseits seiner Rollen, jenseits der Erwartungen, jenseits der Projektionen. Ein direktes Wahrnehmen seines Wesens – und gleichzeitig ein Erkennen des eigenen Wesens im Anderen. In dieser Begegnung wird sichtbar, dass wir verbunden sind. Nicht gemacht, nicht gewollt, sondern schon immer verbunden.

 

Wenn ich meinen Partner anschaue oder anhöre, ohne Absicht, ohne Agenda, ohne „weil“ – dann öffnet sich ein Raum. Ein Raum, in dem ich ihn sehe, wie er ist. Und in dem ich gleichzeitig mich selbst erkenne.

 

In dieser Wahrnehmung ist nichts ausgeschlossen.

Auch das, was wir im Alltag „Schwächen“ nennen.

Liebe bewertet nicht. Sie integriert.

Der Weg zur wahren Liebe

Dieser Weg ist nicht kompliziert – aber er braucht Bewusstheit.

Achtsamkeit. Gewahrsein.

Die Bereitschaft, im Moment zu sein statt in Vorstellungen, Hoffnungen oder Verletzungen der Vergangenheit.

 

Je mehr wir wahrnehmen, was jetzt ist, desto mehr löst sich das Konstrukt der Vorlieben – und etwas Tieferes wird sichtbar: die Essenz des Anderen. Und die eigene Essenz.

 

Das ist wahre Liebe.

Keine Emotion. Keine Projektion.

Sondern das Erkennen dessen, was immer da war.

 

Ich wünsche Dir und Euch, dass Ihr diesen Raum immer wieder findet.

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