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Das neurogene Zittern – Wie dein Körper Trauma löst

Das neurogene Zittern ist eine kraftvolle, körperbasierte Methode zur Selbstregulation und Traumaheilung. Es wurde von Dr. David Berceli entdeckt, der während seiner Arbeit in Kriegs- und Krisengebieten beobachtete, dass Menschen in extremen Stresssituationen oft unkontrolliert zu zittern begannen – und sich danach spürbar erleichtert fühlten. Aus dieser Beobachtung entwickelte er die Methode der Tension & Trauma Releasing Exercises (TRE), bei der dieses natürliche Zittern gezielt aktiviert wird.

Was ist neurogenes Zittern?

Neurogenes Zittern ist ein unwillkürliches Muskelzittern, das aus der Tiefe des Körpers aufsteigt – besonders aus dem Psoas-Muskel, der eng mit unserem autonomen Nervensystem verbunden ist. Es handelt sich um eine evolutionär alte Reaktion des Körpers, um sich nach Gefahr oder Trauma wieder zu entspannen und zu regulieren.

Warum hilft Zittern bei Trauma?

Trauma – ob durch Unfall, Gewalt, emotionale Überforderung oder chronischen Stress – setzt sich nicht nur in unserem Geist, sondern auch im Körper fest. Das Nervensystem bleibt häufig in einem Alarmzustand, der sich durch innere Unruhe, Schlafprobleme, Reizbarkeit oder chronische Verspannungen zeigt. Das neurogene Zittern hilft dem Körper, diesen Zustand allmählich zu verlassen. Es entlädt gespeicherte Spannung, stellt Sicherheit her – und kann tiefgreifende emotionale Prozesse in Gang setzen.

Neurogenes Zittern bei Bindungs- und Entwicklungstrauma

Bindungs- und Entwicklungstraumata entstehen meist in der frühen Kindheit – in einer Phase, in der das Nervensystem besonders formbar, aber auch besonders verletzlich ist. Solche Traumata sind oft nicht an ein einzelnes Ereignis gebunden, sondern entstehen durch wiederholte Erfahrungen von emotionaler Vernachlässigung, inkonsistenter Fürsorge, Überforderung oder dem Fehlen sicherer Bindungen. Sie wirken tief in das Körpersystem hinein und prägen die Fähigkeit zur Selbstregulation und zum Beziehungsaufbau nachhaltig.

 

Das neurogene Zittern bietet hier einen besonders sanften, aber effektiven Zugang zur Heilung. Es ist eine angeborene, natürliche Reaktion des Körpers auf Stress und Übererregung. 

Gerade bei frühen Traumatisierungen, bei denen Worte und kognitive Zugänge oft nicht ausreichen, eröffnet das neurogene Zittern eine körperliche Möglichkeit, alte Spannungen zu entladen und wieder ein Gefühl von Sicherheit im eigenen Körper zu entwickeln. Die Selbstregulationsfähigkeit des Nervensystems wird gestärkt. Viele Menschen berichten, dass sie sich nach regelmäßigem Zittern mehr geerdet, emotional stabiler und innerlich verbundener fühlen – sowohl mit sich selbst als auch mit anderen.

 

In der Arbeit mit Bindungs- und Entwicklungstrauma ist diese Technik besonders wertvoll, weil sie nicht retraumatisierend wirkt. Der Körper darf selbst entscheiden, wie viel Entladung möglich ist. So kann das Nervensystem allmählich lernen, aus chronischer Alarmbereitschaft in ein Gefühl von Sicherheit und Verbundenheit zurückzukehren.

Für wen ist neurogenes Zittern geeignet?

Die Methode eignet sich für alle, die mit Stress, Erschöpfung oder den Folgen von Trauma zu tun haben – ganz gleich, ob psychisch, emotional oder körperlich. Sie kann in therapeutischen Settings, aber auch zur Selbstanwendung genutzt werden. Besonders hilfreich ist sie in Kombination mit Achtsamkeit und therapeutischer Begleitung.

Fazit

Neurogenes Zittern ist ein natürlicher Weg zurück in die eigene Mitte. Es bringt dich wieder in Kontakt mit deinem Körper – und hilft dir, Spannung loszulassen, ohne dich zu überfordern. In einer Zeit, in der viele von uns den Zugang zum Körper verloren haben, erinnert es uns daran: Heilung beginnt im Nervensystem.

Wenn du mehr erfahren oder das Zittern selbst erleben möchtest, begleite ich dich gerne in einer Einzelsitzung

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